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04.03.2013

Klimawandel in Norddeutschland Wie wirkt sich der Klimawandel in Norddeutschland aus? Erfahren sie mehr über die regionale Ausprägung des Klimawandels und die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen und Bevölkerung.

Mögliche zukünftige Klimaänderungen in Norddeutschland bis 2100

Aussagen über mögliche zukünftige Klimaänderungen stützen sich ausschließlich auf Klimaszenarien, denen mögliche zukünftige Treibhausgaskonzentrationen zugrunde liegen. Die zukünftige Treibhausgaskonzentration, z.B. bis Ende dieses Jahrhunderts, ist jedoch davon abhängig, wie sich die Weltwirtschaft und unsere Lebensstile entwickeln werden. Niemand kann jedoch die beeinflussenden Faktoren wie Bevölkerungsentwicklung, Konsumverhalten und Energieverbrauch vorhersagen. Deshalb hat der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, www.ipcc.ch) ein ganzes Spektrum von möglichen Treibhausgasszenarien für das 21. Jahrhundert entwickelt.
 Siehe Dossier Treibhauseffekt und Emissionsszenarien

Aus heutiger Sicht sind alle Treibhausgasszenarien plausibel und werden in den Klimaszenarien gleichermaßen berücksichtigt. Somit können Aussagen über zukünftige Klimaänderungen nur in Spannbreiten ausgedrückt werden. Das gilt auch für zukünftige Klimaänderungen in Norddeutschland.
 Factsheet Regionale Klimaszenarien in der Praxis, Beispiel Norddeutschland

Im Juli 2009 hat das Norddeutsche Klimabüro am Helmholtz-Zentrum Geesthacht den Norddeutschen Klimaatlas im Internet veröffentlicht (Meinke und Gerstner 2009). Die Basis des Norddeutschen Klimaatlas' bilden derzeit zwölf regionale Klimaszenarien (Hollweg et al. 2008, Jacob et al. 2008, Räsainen, 2002). Das Norddeutsche Klimabüro hat diese für Norddeutschland ausgewertet und auf der interaktiv konziperten Webseite dargestellt. Die Ergebnisse sind unter www.norddeutscher-klimaatlas.de öffentlich zugänglich.
 Norddeutscher Klimaatlas

Tabelle 1 fasst einige mögliche Änderungen in Norddeutschland bis Ende des 21. Jahrhunderts (2071-2100) im Vergleich zu heute (1961-1990) zusammen. Zusammenfassend muss, ähnlich wie bei der weltweit zu erwartenden Entwicklung, auch in Norddeutschland künftig mit einer beschleunigten Erwärmung gerechnet werden. Schon innerhalb der nächsten 30 Jahre kann sich die mittlere jährliche (d.h. über Norddeutschland und pro Jahr gemittelte) Lufttemperatur um 0,5 bis 1,1°C erhöhen. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts sind Erwärmungen zwischen 2°C und 4,7°C plausibel (vgl. Tab. 1).

Neben der Erwärmung weisen die regionalen Klimaszenarien auf eine Zunahme des Niederschlages vor allem in Schleswig-Holstein und an den Küsten hin. Bis Ende des Jahrhunderts erscheint in Norddeutschland eine Niederschlagszunahme von bis zu 9% plausibel (Meinke und Gerstner 2009).
 Mögliche Änderung des Niederschlags im Jahresmittel bis Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zu heute (1961-1990)

© Insa Meinke

© Insa Meinke

Ähnlich wie bei den bisherigen Klimaänderungen in Norddeutschland weisen auch die regionalen Klimaszenarien hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung jahreszeitliche Unterschiede auf. So stimmen beispielsweise alle Szenarien darin überein, dass der Winterniederschlag bis Ende des 21. Jahrhunderts deutlich zunehmen kann. Je nach Treibhausgaskonzentration kann diese winterliche Niederschlagszunahme in Norddeutschland zwischen 11 und 41% liegen.
 Mögliche Änderung des Niederschlags im Winter bis Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zu heute (1961-1990)

© insa Meinke

© insa Meinke

Im Sommer scheint sich die Niederschlagsmenge bis 2100 in die entgegen gesetzte Richtung zu entwickeln. Alle regionalen Klimaszenarien zeigen bis Ende des 21. Jahrhunderts für einen Großteil der Fläche Norddeutschlands eine Abnahme des Sommerniederschlags, die zwischen 8 und 40% liegen kann.
 Mögliche Änderung des Niederschlags im Sommer bis Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zu heute (1961-1990)

Neben den oben beschriebenen robusten Änderungen, zeigen zudem alle Szenarien eine Abnahme der jährlichen und der winterlichen Sonnenscheindauer (vgl. Tab.1). Die Änderungen der Niederschlagstage pro Jahr sowie der Sonnenscheindauer im Sommer und den sommerlichen Wind- und Sturmaktivitäten weisen unterschiedliche Vorzeichen auf (vgl. Tab.1). Dies bedeutet, dass die 12 regionalen Klimaszenarien nicht übereinstimmen. Einige zeigen für die jeweilige Größe eine Zu- andere eine Abnahme. Da alle Änderungen gleich plausibel sind, müssen besonders flexible Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden, die möglichst vielen Fällen wirksam sind.

Tabelle 1: Mögliche Änderungen in Norddeutschland bis Ende des 21. Jahrhunderts (2071-2100) im Vergleich zu heute (1961-1990) (Quelle: www.norddeutscher-klimaatlas.de, Meinke und Gerstner 2009)