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04.03.2013

Klimawandel in Norddeutschland Wie wirkt sich der Klimawandel in Norddeutschland aus? Erfahren sie mehr über die regionale Ausprägung des Klimawandels und die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen und Bevölkerung.

Stadtklima: Beispiel Hamburg

Das Klima in Hamburg, und mutmaßlich auch in anderen norddeutschen Großstädten, ist im Laufe der Zeit durch die zunehmend dichte Bebauung, starke Bodenversiegelung, geringe Vegetation und erhöhte Emissionen im Vergleich zum Umland modifiziert worden. Diese Modifikationen zeigen sich in Form eines Wärmeinseleffektes. Der Temperaturunterschied zwischen dem dicht bebauten Innenstadtteil Hamburg St. Pauli und dem ländlich geprägten Umland (z.B. an der Messstation Grambek) beträgt beispielsweise im Jahresmittel 1,1°C. Diese Größenordnung ist mit dem Wärmeinseleffekt von London vergleichbar, obwohl London im Vergleich zu Hamburg doppelt so viel Fläche umfasst.

Dies zeigt, dass vor allem die Bebauungsdichte Einfluss auf das Ausmaß des Wärmeinseleffektes hat. Dieser Zusammenhang wird auch in weniger dicht bebauten hamburger Stadtgebieten mit größerem Grünanteil deutlich, bei denen die Temperaturdifferenzen zum ländlichen Umland deutlich geringer ausfallen. Der Wärmeinseleffekt wird auch in Abbildung 3 deutlich, in der die mittlere Jahrestemperatur der Metropolregion Hamburg für den Zeitraum 1971-2000 dargestellt wird (Rosenhagen und Schatzmann 2011).

Abb. 3: Mittlere Jahrestemperatur, Bezugszeitraum 1971-2000 (Lefebvre und Rosenhagen 2008) (aus: Rosenhagen und Schatzmann 2011).

Abb. 3: Mittlere Jahrestemperatur, Bezugszeitraum 1971-2000 (Lefebvre und Rosenhagen 2008) (aus: Rosenhagen und Schatzmann 2011).

Der Wärmeinseleffekt ist nachts generell größer als tagsüber, weil das Umland nach Sonnenuntergang schneller abkühlt. Zudem besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Windgeschwindigkeit und der Ausprägung des Wärmeinseleffektes: Je geringer die Windgeschwindigkeit, desto größer der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Umland. Im Jahresverlauf ist der Wärmeinseleffekt in Hamburg zwischen Mai und Oktober mit mittleren Temperaturdifferenzen von bis zu 3°C gegenüber dem Umland am größten. Bei der Niederschlagsverteilung wirken sich sowohl die orographischen Verhältnisse als auch die städtische Bebauung aus. Schlünzen et al. (2009) finden deutliche städtische Niederschlagseffekte: Im Abstand von 30 bis 40 km von der Hamburger Innenstadt wurden im Norden und im Südosten der Stadt Zunahmen von 5 bis 20% der Tagessummen des Niederschlages festgestellt.

Ähnlich wie in ganz Norddeutschland zeigen auch Temperaturmessungen der Messstation Hamburg-Fuhlsbüttel eine Erwärmung (vgl. Abb. 4).
 Siehe: "Bisheriger Klimawandel in Norddeutschland"

Auch hier wird deutlich, dass das Ausmaß der Erwärmung, dargestellt mittels linearer Trends, entscheidend von der Auswahl des Bezugszeitraumes und dessen Länge abhängt (vgl. Abb. 4). Zwischen 1948 und 2007 beträgt die gemessene Erwärmung an der Station Hamburg Fühlsbüttel 0,19 K pro Dekade und ist somit stärker als die Erwärmung in anderen Regionen Norddeutschlands (vgl. Kap. Klimawandel Norddeutschland bisher). Dies ist neben den atmosphärischen Ursachen auch auf städtebauliche Änderungen in Nähe der Messstation zurückzuführen. Insbesondere innerhalb der letzten drei Jahrzehnte (1980 bis 2010) hat sich die gemessene Erwärmung an der Station Hamburg Fuhlsbüttel mit 0,6°C pro Dekade deutlich beschleunigt (Abb. 4, Schlünzen et al. 2009, Rosenhagen 2011).

Abb. 4: Jahresmitteltemperaturen für die Station Hamburg-Fuhlsbüttel im Zeitraum 1891 bis 2007 (homogenisierte Datenreihe) und lineare Trends für den Gesamtzeitraum sowie die Teilperioden 1948-2007 und 1978-2007 (Rosenhagen et al. 2011, verändert).

Abb. 4: Jahresmitteltemperaturen für die Station Hamburg-Fuhlsbüttel im Zeitraum 1891 bis 2007 (homogenisierte Datenreihe) und lineare Trends für den Gesamtzeitraum sowie die Teilperioden 1948-2007 und 1978-2007 (Rosenhagen et al. 2011, verändert).